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Niederschrift des Georg Schönwitz über die Ursprünge der Familie  Schönwitz

Ursprünglicher Text

Unser Urahn war im 3. Schlesischen, dem Siebenjährigen Krieg,
1756-63 hoher Offizier im Diensten Friederich des Großen. Nach
Beendigung dieses Krieges, mehrfach verwundet, wurde er mit dem
Schloß und der Domäne, die seinen Namen Schönwitz trägt, beliehen.
Die Ländereien nebst Wald sollen etwa 18.000 Morgen umfassen, dazu
gehören Ziegeleien, Brennereien und Tagegruben.

Schönwitz liegt etwa 12 Km von Oppeln entfernt in Richtung Breslau.
Das Familiengut war nur erblich an den erstgeborenen Sohn und unteilbar.
Die übrigen Söhne mußten auf Kosten des Familiengutes laut Privileg
ein Handwerk erlernen und waren nicht erbberechtigt. So wurde mein
Vater nach dem 14. Lebensjahr in Breslau erzogen im "Sieh Dich für"
und lernte Schumacher.

"Sieh Dich für" ist ein großes Gasthaus mit Ausspannung, und
erwähnt im Roman von "Freytag, Soll und Haben". Hier trafen sich die
Handelsherren, die früher aus Böhmen, Polen und dem Balkan zur Messe
nach Leipzig oder nach Holland und Frankreich mit der Postkutsche
reisten.

Mein Großvater, ich habe ihn nicht gekannt, wurde auf der Jagd er-
schossen. Seine Grabstätte ist uns unbekannt geblieben. Das Schloß
Schönwitz habe ich mit meinem Vater kurz vor dem 1. Weltkrieg besucht.

Meine Urgroßeltern mütterlicherseits stammen aus Flandern und sind
zur Besiedlung nach Schlesien durch Friederich dem Großen gerufen worden.
Sie waren - wie alle eingewanderten Flamen - größere Landwirte. Das Land
wurde ihnen von der Regierung überlassen. Sie stammten aus der Sippe
der Krugsche, später verdeutscht "Groksch".

Sämtlicher ehemaliger Besitz ist heute polnisch seit dem letzten Welt-
Krieg. Glücklich dürfen sich alle schätzen, die davon verschont wurden
und ihre angestammte Heimat besitzen. Es ist ein sehr hartes Schicksal,
das unsere Familie betroffen hat.

ABSCHRIFT EINER MASCHINENGESCHRIEBENEN NIEDERSCHRIFT
(ORGINAL WAR DURCH MEHRMALIGES KOPIEREN SEHR UNLESERLICH GEWORDEN)
ABSCHRIFT ERFOLGTE 05/97 DURCH M.SCHÖNWITZ JUN., 50259 PULHEIM

BEZUGSQUELLE DES ORGINALS:

Georg Schönwitz, gebürtig aus Kleinwilkawe bei Breslau, verzogen nach Leipzig, Richard-Lehmann-Straße 57, gestorben 1977 in Leipzig, als Lektor in einem Verlag tätig.
  


Hier einige Anmerkungen zur „Ahnengeschichte" (Niederschrift des Georg Schönwitz). Die darin auftretenden Ungereimtheiten und gültigen Passagen sind hier zusammen gefaßt.

Unser Urahn war im 3. Schlesischen, dem Siebenjährigen Krieg, 1756-63 hoher Offizier im Diensten Friederich des Großen. Nach Beendigung dieses Krieges, mehrfach verwundet, wurde er mit dem Schloß und der Domäne, die seinen Namen Schönwitz trägt, beliehen.

Das besagter Georg Schönwitz (1896 geboren, 1977 gestorben) einen Urahn hatte, der im Dienste Friederich des Großen stand und mehrfach verwundet wurde, mag durchaus zutreffen (> Soldat ). Die „Kolonie Friederichsfelde", ein Ortsteil von Schönwitz, wurde um die Zeit von Friederich des Großen gegründet. Nach vorliegenden Unterlagen war es jedenfalls nicht ein Herr Schönwitz, der nach 1763 mit dem Gut Schönwitz beliehen wurde, da seit mindestens 1747 der „alte" Herr von Tschirschky Eigentümer des Guts war ( > Heimatchronik)

Die Ländereien nebst Wald sollen etwa 18.000 Morgen umfassen, dazu gehören Ziegeleien, Brennereien und Tagegruben.

Eine Größe von 18.000 Morgen (=4500 ha !!) für ein Gut ist zwar nicht vollkommen unwahrscheinlich, aber passt nicht in die damaligen Gegebenheiten. Das Rittergut hatte um 1850 eine Größe von ca. 2061 Morgen Landbesitz ( > Heimatchronik )

Schönwitz hatte nie eine Ziegelei und auch keinen Tagebau, außer kleinen Sand- und Lehmgruben, eine Brennerei wird später erwähnt ( > Jaron )

Schönwitz liegt etwa 12 Km von Oppeln entfernt in Richtung Breslau.

Das der Ort Schönwitz (heute Karczow) gemeint war, ist anzunehmen, da es von der Beschreibung her genau passt.

Das Familiengut war nur erblich an den erstgeborenen Sohn und unteilbar. Die übrigen Söhne mußten auf Kosten des Familiengutes laut Privileg ein Handwerk erlernen und waren nicht erbberechtigt.

Die „Fiedeikommißregelung" besagt, daß nur der älteste erbt, jedoch alle Besitzer sind und Ansprüche geldlicher Art haben. Es ist eine Fortsetzung der Lehnsregelung und tritt erst nach Ende des Alten Reichs (1803/1806) auf.
Im weitesten Sinne könnte man die vorherige Aussage darauf beziehen. Allerdings passt irgendwie der Zeitrahmen nicht.

So wurde mein Vater nach dem 14. Lebensjahr in Breslau erzogen im "Sieh Dich für" und lernte Schumacher.

Da Georg Schönwitz aus Breslau stammt, könnte es durchaus möglich gewesen sein, daß auch sein Vater dort lebte und eventuell auch von daher stammt. Daß sein Vater im „Sieh Dich Für" auch eine Lehre gemacht hat, ist nicht unmöglich. Wie könnte man das überprüfen ?

"Sieh Dich für" ist ein großes Gasthaus mit Ausspannung, und erwähnt im Roman von "Freytag, Soll und Haben". Hier trafen sich die Handelsherren, die früher aus Böhmen, Polen und dem Bal-kan zur Messe nach Leipzig oder nach Holland und Frankreich mit der Postkutsche reisten.

Den Roman habe ich noch nicht lesen können. Ich gehe aber davon aus, daß darin wirklich etwas zu dieser Gaststätte stehen könnte. Daß dieser Gasthof als Durchgangsherberge für Händler gedient hat, ist durchaus nicht unwahrscheinlich.

Mein Großvater, ich habe ihn nicht gekannt, wurde auf der Jagd erschossen. Seine Grabstätte ist uns unbekannt geblieben.

Wenn der Autor 1896 geboren wurde, ist dessen Vater ca. 1870 geboren, der Großvater dann ca. 1845. Der Jagdunfall muß vermutlich vor der Geburt des Autors erfolgt sein, also ca. zwischen 1865-1895.

Das Schloß Schönwitz habe ich mit meinem Vater kurz vor dem 1. Weltkrieg besucht.

Beim Besuch des Schlosses (angenommen 1912) war der Autor ca. 16 Jahre alt, das klingt glaubhaft.

Meine Urgroßeltern mütterlicherseits stammen aus Flandern und sind zur Besiedlung nach Schle-sien durch Friederich dem Großen gerufen worden. Sie waren - wie alle eingewanderten Flamen - größere Landwirte. Das Land wurde ihnen von der Regierung überlassen.

Das klingt plausibel.

Sie stammten aus der Sippe der Krugsche, später verdeutscht "Groksch".

Das mag sein. Laut Geburtsurkunde war der Familienname der Mutter Grocksch, und nicht Groksch. Dies ist jedoch als Tippfehler erklärbar. Hier sehe ich noch eine Möglichkeit, die Vorfahren dieses Stammes weiter zu verfolgen (bisher noch nicht erfolgt).
 
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Alles in Allem enthält diese Geschichte einige Punkte, die möglich sein können, und einige Dinge, welche so definitiv nicht stimmen können.

Stand: Dezember 1998

( > Soldat )  Ich bin derzeit (12/1998)  auf der Fährte alter preussischer Soldbücher, die das Vorhandensein eines Herrn Schönwitz in der Preussischen Armee zum 3. schlesischen Krieg aufklären  könnten.

( > Heimatchronik)  Schönwitzer Heimatchronik Band I (1989) und Band II (1991/1992), Autor: Alois Jaron

( > Jaron ) Korrespondenz Martin Schönwitz / Alois Jaron im Dezember 1998
 


Die Rückverfolgung des Ursprungs dieses Dokuments

Frau TRUDI SCHÖNWITZ (geborene RADER) und Ihr Mann GEORG SCHÖNWITZ, wohnhaft  in Brühl waren ca. 1970 in der Lüneburger Heide in dem Ort Amelinghausen zu Urlaub. Dort wurden von ihnen in einem ortsansässigen Fotogeschäft Bilder zum Entwickeln abgegeben.

Der damalige Besitzer war ein schon etwas älterer Herr, welcher überrascht seine Frau hervor rief, und auf den Namen Schönwitz aufmerksam machte. Die Frau des Besitzers wies darauf hin, daß es in ihrer Verwandschaft auch jemanden mit dem Namen Schönwitz gab. Nach dem Urlaub erhielt dann Trudi Schönwitz das oben genannte Schriftstück.

Der Kontakt zu dem Besitzer-Ehepaar des Fotogeschäfts wurde jedoch nicht weiter vertieft, und so geriet der Vorgang etwas in Vergessenheit.

Ca 1980 beschäftigte sich mein Vater mit dem Thema Ahnenforschung und kontaktierte auch die oben genannte Trudi Schönwitz und Ihren Mann. Diese sandten meinem Vater eine Kopie des oben genannten Schriftstücks zu. Sie wiesen darauf hin, daß dieses Schriftstück nicht aus eigener Ahnehistorie stamme, sondern als „Urlaubserinnerung" aus Amelinghausen mitgebracht wurde. Mein Vater hat den Vorgang auch nicht weiter recherchiert.

In 1997 begann ich mich für das Thema Ahnenforschung zu interessieren. Ich nahm Kontakt auf mit Trudi Schönwitz, Ihr Mann Georg Schönwitz war inzwischen schon verstorben. Trudi Schönwitz konnte mir den Ursprung des Dokuments (Fotogeschäft etc.) näher erläutern, somit hatte ich eine erste heiße Spur.

Ein Anruf beim „erst besten" Einwohner des Ortes Amelighausen (einfach aus einer Telefonliste willkürlich entnommen) lieferte dann die Information, daß Amelinghausen recht klein ist und nur ein einziger derartiger Foto / Juwelierladen existiert. Man konnte mir auch den Namen des jetzigen Inhabers mitteilen, eines Herrn ADOLF WOLTER. Dieser konnte oder wollte mir jedoch nicht weiterhelfen mit der Ermittlung des Ursprunges des Dokuments.

Erst ein weiterer, etwas später erfolgter Anruf bei einem „beliebigen" etwas älteren Einwohner des Ortes brachte Licht in das Dunkel. Er gab einen Hinweis auf den vorherigen Eigentümer des Geschäfts, eines Herrn BULLERMANN. Mit Hilfe der anschließend erfolgten Anrufe bei Familienmitgliedern ergab sich folgene Historie:

Das Geschäft befand sich seit 2 Generationen im Besitz der Familie Bullermann. Der ursprüngliche Gründer war HERMANN BULLERMANN, welcher das Geschäft an seine Sohn GEORG BULLERMANN vermachte. Georg Bullermann heiratete eine Witwe ELISABETH MÜLLER geborene DETJEN, welche zwei Kinder mit in die Ehe einbrachte: GERDA MÜLLER und HANS FRIEDERICH MÜLLER. Gerda Müller heiratete später Adolf Wolter, und beide führen heute noch das Geschäft.

Besagter Georg Bullermann bzw. Elisabeth Müller Wwe waren damals die Inhaber des Fotogeschäfts, und sie müssen seinerzeit das Schriftstück den Schönwitz aus Brühl übergeben haben.

Der heute noch lebende Hans Friederich Müller konnte schließlich den Namen Schönwitz identifizieren und verwies auf eine  entfernte Cousine seiner Mutter, welche ALICE DETJEN hieß und mit Herrn GEORG SCHÖNWITZ verheiratet war. Herr Müller konnte mir die damalige Leipziger Adresse mitteilen, wo Georg Schönwitz gelebt hatte. Ich rief unter der genannten Adresse den "erst besten" Hausbewohner an, welche auch zufälligerweise in der Wohnung wohnte, wo zuvor Georg Schönwitz lebte. Dieser Hausbewohner konnte mir die Adresse des Sohnes des vormaligen Hausverwalters nennen, der ebenfalls noch in Leipzig lebte, ein Herr Hartung. Ich rief Herrn Hartung an, und dieser war an einem Treffen interessiert. Bei diesem Treffen brachte er auch noch Frau Erika Schneising mit, welche seinerzeit mit in der Wohnung von Georg Schönwitz als Untermieterin gewohnt hatte.

Über diese Quellen und etwas weitergehender Recherche konnten dann die restlichen Angaben ermittelt werden.
 

Georg Schönwitz war demzufolge Sohn von Gustav Schönwitz aus Breslau und Emma Grocksch aus Karoschke Kreis Breslau. Georg Schönwitz hat sich berufsbedingt über Umwege in Leipzig nieder gelassen. Georg Schönwitz war dort unter anderem als Lektor in einem Verlag tätig. Georg heiratete dort Alice Detjen, die Ehe blieb kinderlos. Georg starb am 07. September 1977  in Leipzig, seine Frau Alice Detjen einige Jahre früher.

Georg Schönwitz hatte noch einen Bruder Kurt Schönwitz, welcher in Breslau geboren war und später mit seiner Frau Elsa Martha Schulze in Bad Dürkheim an der Weinstraße lebte. Die Ehe von Bruder Kurt blieb ebenfalls kinderlos. Kurt starb am 07. Mai 1982 in Neustadt an der Weinstraße, seine Frau Elsa starb 1973.

Vater Gustav Schönwitz starb im Krieg in Breslau, Mutter Elsa wurde nach dem Krieg vertrieben und zog zu  Kurt nach Bad Dürkheim an der Weinstraße. Sie starb dort 1959.

Das Bild zeigt (von links nach rechts) Erika Schneising, Alice Detjen und Georg Schönwitz, es wurde ca. 1960 aufgenommen.

Bild von Georg SCHÖNWITZ
 

Somit endet die Geschichte des Georg Schönwitz durch die "Reise in die Gegenwart" in Leipzig beziehungsweise in Bad Dürkheim. Da nun wieder weitere Angaben über die Ursprünge dieser Familie vorliegen, werde ich demnächst die "Reise in die Vergangenheit" antreten und versuchen herauszufinden, ob oder wie die Geschichte des Georg Schönwitz und seiner Ahnen weiter geht.

Pulheim, den 10.02.1999
Martin Schönwitz jun.



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